Mittwoch, 10. Juli 2013

Die St. Patricks-Kathedrale von Armagh und katholisches Bier

Wegweiser zur St. Patricks-Kathedrale in Armagh
Die Dame im Fremdenverkehrsbüro ist sehr mitteilsam. Natürlich ist sie der Annahme, dass alle Menschen auf dieser Welt nicht nur Englisch sprechen, sondern auch ihren speziellen Armagh-Dialekt. So spricht sie vom Gaol und weist auf meine Nachfrage auf das Wort auf dem Stadtplan, das genauso geschrieben wird. "Na, wo die Gefangenen hingebracht werden." Ach so, sie meint "Jail". Aber sie ist schon weiter mit ihren Erklärungen. Im Nebenhaus kann man die Originalschrift von "Gullivers Journey" anschauen. Ich frage: "Sie meinen die von Jonathan Swift?" - "Natürlich", ist die Antwort. Und auch die Originalenzyklopädie der Welt von meinem großen Kollegen Sir Walter Raleigh sei dort zu sehen. Ich staune. Schon ist sie weiter. Die Kathedrale, die jetzt zur "Church of Ireland" gehört, war früher natürlich katholisch. Aber die Protestanten haben diese Kirche einfach für sich beansprucht; so haben die Katholiken sich selbst eine neue Kathedrale gebaut.

Die römisch-katholische St. Patricks-Kathedrale in Armagh
Die Dame fragt uns noch nach unserer Herkunft und fängt fieberhaft damit an, eine Broschüre in unserer Sprache zu suchen. Nein, italienisch sprechen wir leider nicht, nein lieber die englische als die französische Fassung. Sie ist erleichtert. Und wir machen uns auf den Weg. Das Gotteshaus der römisch-katholischen Kathedrale wurde ungefähr 400 Jahre nach der "Enteignung" ihrer ursprünglichen Kathedrale gebaut. Es ist eine wirklich schöne Kirche mit nicht zu viel Pomp, dafür aber mit vielen Ornamenten und Verzierungen, die wahrscheinlich alle dazu geeignet sind, vom Gottesdienst abzulenken. Diese Kirche lädt viele Menschen, egal welcher Konfession oder Religionszugehörigkeit zum Verbleiben ein. Außerdem ist sie sogar dann beheizt, wenn draußen um die 30 Grad Hitze sind. Wahrscheinlich deswegen, um die Substanz zu erhalten. Die Katholiken haben ja seit 500 Jahren beobachtet, wie der Zahn der Zeit an ihrer ehemaligen Kathedrale genagt hat. Das wollen sie wohl mit dem neuen Bauwerk verhindern. 

Wir machen uns auf den Weg zur protestantischen Kathedrale St. Patrick, die weniger als einen Kilometer entfernt auf einer anderen Anhöhe der Stadt liegt. Die dritte Anhöhe übrigens gehört den Wissenschaftlern, die hier seit 300 Jahren eine Sternwarte betreiben und seit ein paar Jahren ein Planetarium unterhalten, das laut Stadtführer hohe Besucherzahlen hat.

Die St.-Patricks-Kathedrale der protestantischen Church of Ireland in Armagh

Äußerlich ist die protestantische St.-Patricks-Kathedrale kleiner, aber immerhin noch fein. Als wir eintreten, belehrt uns eine Tafel, dass der Unterhalt der Kathedrale pro Tag 225 Pfund (ca. 250 Euro) kostet und dass daher ein Eintrittsgeld von 3 Pfund erhoben werden muss. Eigentlich ist das kein Geld, obwohl mir immer merkwürdig zumute ist, wenn für den Besuch von Gotteshäusern Geld verlangt wird. Ich frage mich, ob man nicht durch einen Spendenaufruf wenigstens genauso viel Geld für die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes einnehmen würde. Bruni hat schon mal ins Gebäude hinein gerochen und rät von einem Eintritt ab. Es riecht überall nach Schimmel; wahrscheinlich ist ein Besuch nicht gerade förderlich für die Gesundheit. Immerhin hat St. Patrick schon einen Stein in dem Gebäude gelegt. Schade, dass es im Inneren so verkommen ist. Gottesdienste finden übrigens dort regelmäßig statt. 

Wir fahren auf dem St.-Patricks-Weg (St. Patrick ist der Schutzheilige Irlands, und zwar ganz Irlands, und wird sowohl von Katholiken als auch von Protestanten als "ihr" Mann angesehen) weiter und kommen nach Newry. Eine weitere große Kirche ist zu besichtigen. Newry liegt an der Grenze zur Republik Irland. Es ist offensichtlich, dass die katholische Bevölkerung hier die Oberhand hat. So musste die britische Regierung es sogar gestatten, dass einem irischen Freiheitskämpfer ein Denkmal gesetzt wurde. 

Katholiken bleiben offenbar gern unter sich, auch wenn's um's Saufen geht. Der katholische Männerclub der Arbeiter bietet seinen Gläubigen vier Biersorten zum selben Preis an. Natürlich darf das (katholische) Guinness nicht fehlen. 

Einen katholischen Güterbahnhof haben wir noch nicht gefunden, aber wir suchen weiter ...


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