Montag, 8. Juli 2013

Umkämpft zwischen Schotten, Iren, Engländern, Franzosen und Amerikanern - Carrickfergus Castle

Carrickfergus Castle

Nordöstlich von Belfast, maximal nur 15 Autominuten entfernt, kommt man zum Carrickfergus Castle, einer auf einem Basaltfelsen stehenden, wuchtigen Festung, die dort seit 800 Jahren steht. 1315 nahm König Edward the Bruce von Schottland diese Burg ein, dann kam sie wieder in englischen Besitz. Da es den englischen Herren der Burg oftmals so gut dort gefiel, dass sie planten, sich von England für unabhängig zu erklären, hatten die jeweiligen englischen Könige alle Hände voll zu tun, um ihre Royals aus der zweiten Reihe zu disziplinieren. Meist schafften sie dies mit Erfolg oder aber sie gaben sich einverstanden damit, dass die Herren von Carrickfergus eine Sonderstellung im Empire einnahmen. Das ist auch heute noch ein wenig so: Nachdem Prinz William im April 2011 seine Kate geheiratet hatte, ernannte die Queen ihren Enkel unter anderem zum Baron Carrickfergus, womit dem Ort eine königliche Gunst erwiesen wurde, die auch von irischen Politikern begrüßt wurde. Carrickfergus und die gesamte Umgebung sind durch und durch loyalistisch eingestellt, was bedeutet, dass die Mehrzahl der Menschen, die hier leben, Protestanten sind, die sich nicht vorstellen können, dass ihr Land jemals Teil der (hauptsächlich katholischen) Republik Irland werden könnte. Manche kleinere Ortschaften begrüßen ihre Reisenden mit großen Schildern, auf denen "No Surrender" steht, was hier so viel bedeutet wie "Wir geben uns nicht geschlagen!" 

Als wir die Burg betreten, werden wir auf Englisch von einer Frau angesprochen, die uns erklärt, dass sie in Spandau geboren sei. Ihre Mutter sei Deutsche, ihr Vater ein britischer Soldat, der bis zum Ende des Kalten Krieges durch Westdeutschland tingelte. Sie zählt die Geburtsorte ihrer Geschwister auf, die sämtlich in Deutschland liegen und erklärt, dass sie fast kein Wort Englisch kannte, als sie mit ihren Eltern nach Nordirland kam. Nun ist es umgekehrt. Bis auf "Auf Wiederseijn" hat sie alles vergessen. Nicht schlimm, denn die Weltsprache Englisch kann sie jetzt immerhin. 

In Carrickfergus fällt uns einmal mehr ein wunderbar angelegter Kinderspielplatz auf. Dafür scheinen die Briten (zumindest in Nordirland) eine Menge Geld auszugeben, und zwar nicht nur für die Erstellung, sondern auch für die dauernde Pflege und Instandhaltung. Keine Ahnung, ob die Briten durch diese Maßnahmen mehr Erfolg mit dem Nachwuchs haben als die Menschen in Deutschland, wo man sich offenbar hauptsächlich auf finanzielle Unterstützung von Familien versteht. 

Carrickfergus, 8. Juli 2013, Oteriwutaban.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen